Die Arbeit untersucht die Entstehung partizipativer Öffentlichkeiten im Web 2.0 aus der Perspektive der Informationsverbreitung. Sie bewegt sich damit auf einem noch wenig erschlossenen Forschungsfeld, dessen Bedeutung sich aus der Weiterentwicklung computervermittelter Kommunikation und dem Wandel des Publikums vom passiven Rezipienten zum aktiven Nutzer ergibt.
Ausgehend vom Arenenmodell und der Diffusionstheorie unter besonderer Beachtung des Meinungsführer-Konzepts wird die Informationsverbreitung innerhalb der Blogosphäre anhand der Debatte um die Novellierung des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags (JMStV) analysiert. Mit einer Kombination aus quantitativer Inhaltsanalyse und sozialer Netzwerkanalyse werden Informationsflüsse rekonstruiert und die Merkmale beteiligter Akteure beschrieben. Die empirische Basis der Untersuchung bilden 856 Blogposts von 210 Weblogs sowie die Beziehungen zwischen 3230 Blogs.
Die Analyse zeigt, dass 69 Prozent aller Informationen von einem Viertel der untersuchten Weblogs verbreitet werden. Meinungsführer sind am besten in die Blogosphäre integriert, verfügen über die größten individuellen Netzwerke und sind auf kürzeren Wegen erreichbar als andere Akteure. Sie sind zudem in der Lage, Informationen peripherer Weblogs zu agglomerieren und mit hoher Reichweite weiter zu verbreiten. Eine höhere Innovationsbereitschaft von Meinungsführern kann hingegen nicht festgestellt werden. Ansatz und Ergebnisse der Studie werden kritisch diskutiert.
Diffusion im Web 2.0
Eine empirische Untersuchung mehrstufiger Kommunikationsflüsse in der Blogosphäre