Der Walfang in Island zeigt sich im Jahr 2023 als höchst polarisierendes Thema, welches die Gesellschaft spaltet. Der einstündige Dokumentarfilm Hvalreki, der Grundlage dieser Arbeit ist, lässt verschiedene Akteur*innen im Diskurs um den Walfang in Island zu Wort kommen und bereitet das Thema geschichtlich, wissenschaftlich, kulturell und gesellschaftlich auf. Das Werkstück wird von einer wissenschaftlichen Arbeit begleitet, welche sich auf verschiedene öffentlichkeits- und diskurstheoretische Überlegungen bezieht.
Ein Diskurs und alle daran beteiligten Akteur*innen benötigen die (medial vermittelte) Öffentlichkeit. Im öffentlichen Diskurs um das Thema Walfang in Island tritt die NGO Sea Shepherd hervor. Diese hat es sich zum Ziel gesetzt, den Walfang in Island zu beenden. Bei ihrer Kommunikation setzt Sea Shepherd auf die visuelle Dokumentation der Kampagnen und eine multimediale Verbreitung ihrer Botschaften. Durch die kontrastierte Darstellung von Naturaufnahmen lebender Wale und schockierenden Bildern von blutigen und mit Harpunen beschossenen Walen, zeigt sich Sea Shepherd als other-directed Bewegung. Dabei wird der Öffentlichkeit bildlich-argumentativ vor Augen gehalten, wofür die Umweltaktivist*innen kämpfen. Bilder besitzen ein großes Persuasionspotenzial und werden von Umweltaktivist*innen taktisch in Form von image events, inszenierten Protestaktionen, eingesetzt. Ein Dokumentarfilm kann solche image events verarbeiten und dazu dienen, eine multimediale soziale Aktionskampagne zu unterstützen.
Das Schaffen politisch aufgeladener Dokumentarfilme kann somit an sich als Aktivismus verstanden werden. Der Dokumentarfilm kann, insbesondere aufgrund seiner visuellen Beschaffenheit, Einfluss auf verschiedensten Ebenen nehmen und letztendlich ein Werkzeug des sozialen Wandels sein, welches Aktivist*innen ermöglicht, am öffentlichen Diskurs teilzunehmen und langfristig eine Gegenöffentlichkeit zu bilden.