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Die Verwendung des Begriffs ‚Terrorismus‘ in deutschen Printmedien

Eine empirische Untersuchung anhand ausgewählter Artikel von Franfurter Rundschau, Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Bild-Zeitung und Spiegel

Für die Verwendung des Begriffs ‚Terrorismus‘ existiert weder in der wissenschaftlichen Literatur noch in der politischen oder journalistischen Sprache eine allgemein akzeptierte Definition. Die Terrorismus-Terminologie wird höchst unterschiedlich verwendet und für politische Interessen instrumentalisiert. Trotzdem dient die Einstufung bestimmter Menschen als ‚Terroristen‘ und Taten als ‚Terrorismus‘ als Hauptantrieb der internationalen Politik nicht erst seit dem 11. September 2001.
Der Verfasser untersucht die Verwendung des Begriffs anhand der Presseberichterstattung über unterschiedliche politische Gewalttaten seit 1972. Durch Inhaltsanalyse von 260 Artikeln zeigt er, dass die Terrorismus-Begrifflichkeit unreflektiert, ungenau und willkürlich verwendet wird. Die große Mehrzahl der Journalisten wendet den Begriff weder konsequent auf alle vergleichbaren Gewalttaten noch auf alle vergleichbaren politischen Gewalttäter an. Der Begriff ‚Terrorismus‘ wird in deutschen Printmedien offensichtlich als Synonym verwendet für eine Aufsehen erregende Gewalttat, welche der Autor des Textes als illegitim einstuft. Der Begriff enthält somit nicht nur in sich selbst eine Wertung, sondern auch durch seine journalistische Verwendung. Mit der unreflektierten Verwendung der Terrorismus-Terminologie lassen sich Journalisten, unbewusst, instrumentalisieren. Gefordert wird für die journalistische Sprache deshalb der völlige Verzicht auf die Verwendung des Begriffes ‚Terrorismus‘ und seiner Randbegriffe.