Die Auswirkungen von Erblindung im Erwachsenenalter auf die persönliche Kommunikation sind Gegenstand des Forschungsinteresses. Vom Verlust der optischen Wahrnehmung sind primär Aspekte der nonverbalen Kommunikation betroffen.
Die Arbeit soll nicht nur einen Beitrag zur wissenschaftlichen Klärung der Rolle des Sehsinns in der persönlichen Kommunikation liefern, sondern auch eine wertvolle Information für (Spät)Erblindete darstellen, sowie Anregungen für die Entwicklung von Schulungsprogrammen liefern. Zur Datenerhebung wurden qualitative Interviews mit 18 späterblindeten Personen sowie eine Beobachtung ihres nonverbalen Verhaltens durchgeführt. Die Auswertung erfolgte mittels qualitativer Inhaltsanalyse.
Auszug aus den Ergebnissen: Die von den Befragten meistgenannten Nachteile der Erblindung für die persönliche Kommunikation sind Schwierigkeiten bei der Kontaktaufnahme, der Mangel an Blickkontakt und das fehlende Feedback durch Mimik und Gestik des Gesprächspartners. Vollblinde Menschen sind Personen mit Sehrest bei der Wahrnehmung körpersprachlicher Signale tendenziell überlegen. Dies deutet darauf hin, daß ein Sehrest sich störend auf die optimale Ausnützung der Restsinne auswirken kann. Bei 14 Befragten fiel ungewöhnliches körpersprachliches Verhalten, vor allem fehlender Augenkontakt und eine steife Körperhaltung, auf. Bei aktivem Bemühen ist es Späterblindeten möglich, sich nonverbal für Sehende unauffällig zu verhalten.