Die deutsche Öffentlichkeit debattiert über den angemessenen Umgang mit der Coronavirus-Pandemie. Dabei werden unterschiedliche Argumente für eine Verschärfung der Maßnahmen, aber auch deren Lockerung erörtert und von Menschen mit unterschiedlichen Einstellungen zu den Maßnahmen rezipiert. Ziel dieser Arbeit ist es, zu untersuchen, ob die Rezeption der Argumente zu einer stärkeren Polarisierung führt. Dazu wird die folgende Forschungsfrage gestellt: Welchen Einfluss hat die Rezeption von Argumenten für eine Lockerung oder eine Verschärfung der Maßnahmen während der Coronavirus-Pandemie auf polarisierte Einstellungen? Aufbauend auf der Theorie der kognitiven Dissonanz dienen die Ansätze der Selective Exposure und des Motivated Reasoning als theoretische Grundlage. Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde ein Online-Experiment durchgeführt, in dem die Testpersonen mit Argumenten für unterschiedliche Positionen konfrontiert werden. Es wurde erhoben, wie die Rezeption die Meinungssicherheit (attitude polarization) und die affektive Polarisierung (affective polarization) beeinflusst. Darüber hinaus wurde untersucht, wie diese auf die Überzeugung wirken, Personen mit als illegitim wahrgenommenen Ansichten zum Schweigen bringen zu müssen (belief in the importance of silencing others). Die Ergebnisse der durchgeführten Strukturgleichungsanalysen zeigen, dass die meinungskonforme und meinungskonträre Rezeption die Wahrnehmung der Argumente und die Bewertung andere Personen beeinflusst. Polarisierte Einstellungen werden stärker von den eigenen Einstellungen zu den Maßnahmen beeinflusst als durch die Rezeption von Argumenten. Dabei unterscheiden sich die Zusammenhänge zwischen den polarisierten Einstellungen in Abhängigkeit von den Einstellungen zu den Maßnahmen.
Die Meinungen der Anderen
Argumente als Verstärker gesellschaftlicher Polarisierung während der Coronavirus-Pandemie?