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Die Macht der Entscheidung

Eine qualitative Studie über das Selektionsverhalten im WWW von blinden Menschen in Österreich

Das Internet bietet eine Fülle an Information und Unterhaltung und sollte jedem zugänglich sein. Blinden Internetnutzern gelingt es trotz akustischen und taktilen Hilfsmitteln nur zum Teil die gewünschte Information zu bekommen. Hinzu kommt, dass es in den letzten Jahren zu einem enormen Anstieg des elektronischen Informationsangebotes kam. Die Konsequenz der Hypertextualität ist der enorme Selektionszwang. Diese qualitative Studie setzte sich zum Ziel, das Selektionsverhalten und die daraus resultierende Selektionsentscheidung im Internet von blinden Internetusern zu untersuchen. Dies wurde aus Sicht der Entscheidungstheorie mittels der Methode des Lauten Denkens und Befragung erforscht. Das Selektionsverhalten von blinden Menschen hängt von personalen und situationalen Faktoren ab. Die Schwierigkeit der Suchaufgabe, die Usability der Webseite, die Transparenz der Suchergebnisse und die Erfahrung der blinden Nutzer im Web spielen eine wesentliche Rolle bei der Selektion im Internet. Die Ergebnisse zeigen, dass blinde User flexibel auf wahrgenommene situative Anforderungen reagieren und dementsprechend handeln. Sie verfügen über zahlreiche Strategien und Heuristiken, die für den individuellen Einsatz bei unterschiedlichen Web-Situationen geeignet sind.