Nicht nur Japan wird von einer Woge überrollt, als am 11. März 2011 ein Tsunami die Küste von Fukushima flutet. Die Anti-Atom-Welle schwappt nach dem Super-GAU im japanischen Kernkraftwerk auch nach Deutschland. Ähnlich wie 25 Jahre zuvor in Folge der Katastrophe in Tschernobyl sind die Demonstrationen gegen die zivile Kernkraft ein Gradmesser für die Protestbereitschaft der deutschen Bevölkerung.
Zweierlei Fragen liegen darum dieser Arbeit zugrunde. Erstens: Wie gestaltet sich die Berichterstattung mit Bezug zu Deutschland in Folge der Kernkraft-Berichterstattung nach Tschernobyl und Fukushima? Und zweitens: Welches Demokratieverständnis legen die Massenmedien darin nahe?
Dafür wurde innerhalb der ersten 13 Veröffentlichungstage nach der jeweiligen Havarie insgesamt 959 Artikel in vier deutschen überregionalen Tageszeitungen analysiert: SZ, F.A.Z., taz und Bild.
Festgestellt wurde ein starker Politikbezug der GAU-Berichterstattung – insbesondere nach Fukushima. Das dem Leser vorgestellte Demokratiebild wird überwiegend von der politischen Elite als Handlungsträger geprägt. Tauchen politische Partizipationsmöglichkeiten von Bürgern auf, so in der Mehrheit konventionelle Formen, die der Legitimation der politischen Elite gelten, wie etwa Wahlen. Generell wird die Kernenergie nach dem Unfall 2011 kritischer bewertet und hinterfragt als 1986, als fast ausnahmslos die veraltete sowjetische Technik verantwortlich gemacht wurde.
Die Kraft in Volkes Kern?
Das Demokratieverständnis anhand der Kernkraft-Katastrophen Tschernobyl und Fukushima. Eine Inhaltsanalyse ausgewählter Tageszeitungen