Gendern und die damit verbundenen sprachpolitischen Maßnahmen rücken immer mehr in den Fokus medialer Debatten. Die Thematik ist ideologisch konnotiert und wird folglich teils emotional diskutiert. Aufgrund der wachsenden Popularität wurde von vielen Forschenden untersucht, welche Wirkungen gendergerechte Sprache evoziert. Dieser Beitrag befasst sich mit der Problematik des generischen Maskulinums (GM) und dem daraus entstehenden Male Bias. Ausgehend von den theoretischen Grundlagen des Differential Susceptibility to Media Effects Model (DSMM) und kognitionspsychologischen Annahmen um Sprache wird in dieser Arbeit ein systematischer Überblick über Studien gegeben, die sich mit den Effekten von Gendern auf Individualebene befasst haben. Dabei wird insbesondere auf Verständlichkeit, Sichtbarkeit, Stereotype, Einstellungen und Verhalten eingegangen. Dies ist relevant, um schließlich Aussagen auf Makroebene treffen zu können und auf Forschungslücken und künftige Projekte aufmerksam zu machen. Ziel ist es, den Diskussionen um gendergerechte Sprache ein wissenschaftliches Fundament zu geben, das als Basis für politische, wirtschaftliche und berufliche Entscheidungen dient.
Forschungsarbeiten zeigen eindeutig, dass die ausschließliche Verwendung des ambigen GM zu einem Male Bias – einer stärkeren Assoziation mit Männern bzw. Männlichkeit – führt und somit zur Unsichtbarkeit von Frauen beiträgt, indem sie in der mentalen Repräsentation seltener inkludiert werden. Zwar erfordern gender-faire Formen durch ihre Neuheit und zum Teil auftretende Komplexität mehr kognitiven Aufwand und Sprachkompetenz, dies ist aber nur anfänglich der Fall. Gendergerechte Alternativen wie die Paarform fördern indes die mentale Repräsentation von Frauen, können aber mit der unintendierten Aktivierung von Stereotypen einhergehen, was sich kontraproduktiv für Frauen auswirken kann. Dies äußert sich z. B. in einer geringeren Wahrnehmung von Status, geschätztem Gehalt von Frauen, Evaluation von weiblichen Führungskräften hinsichtlich Wärme und Kompetenz, selbstwahrgenommener Eignung sowie auf Einstellungsentscheidungen für einen Beruf.
Während die Befundlage hinsichtlich der Wirkungen auf Einstellungen rar und inkonsistent ist, scheint der Einfluss gendergerechter Sprache auf das Verhalten bedeutsam zu sein. Allerdings besteht ein Forschungsbedarf um das tatsächliche Verhalten, sowie der Wirkung neuerer Alternativen (wie z. B. Genderstern, Doppelpunkt).