Spannender kann ein Wahlkampf kaum sein als der im Jahr 2005! Nachdem die SPD im Mai 2005 die Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen verloren hatte, wollte Gerhard Schröder (SPD) Neuwahlen herbeiführen, um sich im Amt bestätigen zu lassen. Zu dem Zeitpunkt lag die Spitzenkandidatin der CDU, Angela Merkel, in den Umfragen weit vorne. Doch am Wahltag im September entschieden sich die Wähler für eine große Koalition mit zwei fast gleichberechtigten Partnern. Was war geschehen? Welche Rolle spielten die Journalisten der Qualitätszeitungen mit ihrer Darstellung der Kandidaten?
Die Arbeit untersucht anhand von Textbeispielen qualitativ, inwiefern die Journalisten ihrer Informationspflicht während des Wahlkampfes gerecht geworden sind. Dabei wird besonders die Informationsauswahl, die Darstellung und Wortwahl sowie die übermittelte Botschaft analysiert.
Befunde: Beide Spitzenkandidaten sowie ihre Politik wurden von den Journalisten überwiegend fair und sachgerecht dargestellt, wobei eine eindeutige Aufteilung der Meinungen zu erkennen war. Die Zeitungen, die sich eher dem rechts-konservativen Spektrum zuordnen lassen (Welt, FAZ), unterstützten Angela Merkel. Die links-liberalen bis linken Zeitungen (SZ, FR, taz) schlossen sich stärker der Politik Gerhard Schröders an. Bemerkenswert war die Berichterstattung der Frankfurter Rundschau, die als links-liberale Zeitung verhältnismäßig kritisch über Gerhard Schröder berichtete.