Die komplizierte Regierungsbildung nach der Bundestagswahl 2017 bringt eine ebenso komplexe öffentliche Debatte um die neue Regierung mit sich. Nach gescheiterten Koalitionsverhandlungen zwischen der CDU/CSU, den Grünen und der FDP bildet als Notlösung erneut die Große Koalition zwischen CDU/CSU und SPD ab Frühling 2018 die Regierung. Die Diskussion um diese Notlösung erreicht – über die traditionellen Medien hinaus – auch die sozialen Netzwerke. Es wird herausgearbeitet, wieso Twitter eine geeignete Untersuchungsplattform ist und anhand von Beiträgen auf Twitter mithilfe einer quantitativen Inhaltsanalyse untersucht, ob die Diskussion sich mehr auf politische Akteure (Politiker und Parteien) oder Inhalte (Policy) konzentriert. Weiterhin wird auch geprüft, ob zwischen dem Fokus der Diskussion und der persönlichen Einstellung zur großen Koalition ein Zusammenhang besteht.
Die quantitative Inhaltsanalyse basiert auf einem eigenes entworfenem Codebuch, welches aus acht Variablen besteht, die größtenteils binär sind oder nur wenige trennscharfe Kategorien enthalten. Eine feinere Skalierung wird aus Gründen der Reliabilität und Validität verworfen. Untersucht wird eine geschichtete Stichprobe, wobei zwischen Kalenderwoche 5 (SPD-Parteitag zur Aufnahme der Koalitionsverhandlungen) und 9 (SPD Mitgliedervotum zur Großen Koalition) jeweils ein Tag pro Woche zufällig ausgewählt wird. Realisiert wird die Stichprobe mithilfe des Packages „twitteR“ in der statistischen Programmiersprache R. Schlussfolgerung ist, dass in der Stichprobe politische Akteure häufiger diskutiert werden als politische Inhalte. Ein Zusammenhang dieses Akteursbezugs zur Einstellung gegenüber der großen Koalition kann jedoch nicht gefunden werden. Ebenso können keine Schlüsse auf die generelle öffentliche Debatte gezogen werden.