Governance: Wissenschaftliche Publikationen, Tagungen und Studiengänge belegen den zunehmenden Stellenwert, der dem Thema beigemessen wird. Die dahinterstehende Perspektive geht davon aus, dass der Staat, Unternehmen und sonstige zivilgesellschaftliche Organisationen nicht mehr autonom für sich stehen, sondern in ihrem Handeln interdependent geworden sind – interdependent von anderen Staaten, der Wirtschaft, Verbänden, Vereinen und Interessensvertretungen. Innerhalb dieses Konzepts wurden die Medien bisher weitgehend vernachlässigt. Um einen Anfang zu machen, dieses Defizit in der Governance-Perspektive zu beheben, analysiert die Arbeit anhand des Verkaufs der SED-Bezirkszeitungen durch die Treuhand, ob die Medien als Teilnehmer in dem Zusammenspiel oben genannter Akteure zu betrachten sind. Dazu wurde mit Hilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse die Berichterstattung der damaligen Zeit untersucht und ihr Einfluss auf die Entscheidung der Treuhand aufgezeigt. Die Medien hatten für einen Verkauf an die bisherigen Kooperationspartner der Bezirkszeitungen plädiert. Entgegen erster anderslautender Aussagen wurden diese von der Treuhand auch bevorzugt berücksichtigt. Da bei keinem anderen Akteur ein Interesse gesehen wird, den Partnern ein Vorrecht einräumen, ist davon auszugehen, dass bei der Vergabe der SED-Bezirkszeitungen die Medien eine gewisse Rolle spielten. Weitere Untersuchungen müssen Aufschluss darüber geben, ob dies ein auf andere Fälle übertragbarer Befund ist.
Die Governance-Perspektive
Die Rolle der Medien bei dem Verkauf der SED-Bezirkszeitungen durch die Treuhandanstalt