Die Talkshow ist ein weit verbreitetes, aufgrund eines darin herrschenden „Inszenierungswahns“ gleichzeitig aber ein zunehmend in die Kritik geratendes Fernsehgenre. Davon abzuheben schien sich 2012 die ZDFkultur-Talkshow Roche & Böhmermann (R&B), der die Medien ein hohes Maß an Unkonventionalität bescheinigten. In welchen talkshowspezifischen Aspekten sich diese Unkonventionalität konkret konstatieren lässt, ist zentraler Forschungsgegenstand der Arbeit. Dazu wurde – neben der Untersuchung bestimmter äußerer Faktoren (z.B. Gästezusammenstellung) – ein systematischer gesprächsanalytischer Vergleich des Formats mit Markus Lanz und 3nach9 durchgeführt.
Insgesamt konnten sowohl auf der Makroebene (Eröffnungs- und Beendigungsphase) als auch auf der mittleren Ebene (Rollenverhalten der Gesprächsteilnehmer) des Talkshowgesprächs von R&B unkonventionelle Eigenheiten festgestellt werden. Auf der Makroebene manifestieren sich diese in Form inhaltlicher und struktureller Abweichungen von bestimmten, diesen Phasen in der Regel zugrundeliegenden Schemata und tragen damit zu einem wesentlich weniger inszenierten Gesamteindruck bei. Unkonventionelle Eigenheiten in Bezug auf das Rollenverhalten der Gesprächsteilnehmer äußern sich hier im Vergleich zu Markus Lanz und 3nach9 in einer ungewöhnlich starken Zurücknahme der Moderatoren innerhalb ihrer institutionellen Rolle sowie einem damit einhergehenden, deutlich enthemmteren und authentischeren Agieren der Gäste.
Die etwas andere Personality-Show?
Ein gesprächsanalytischer Vergleich der ZDFkultur-Talkshow Roche & Böhmermann mit Markus Lanz und 3nach9