Die Arbeit geht der Frage nach, wie in der DDR Medienrealität politisch geschaffen wurde – wie sie sich über die Ebene des Politbüros, der Agitationskommission, der Abteilung Agitation und des Presseamtes entwickelte. Inwiefern die Medieninhalte ein Spiegel der Realität waren oder diese nur verzerrt wiedergegeben haben, ist im Falle der DDR besonders interessant, weil sich in dem ostdeutschen Staat kein autonomes Mediensystem ausdifferenziert hatte. Die DDR Medienlenkung wird in der vorliegenden Arbeit als politische PR verstanden. Um den Kommunikationsprozess strukturieren zu können, wird in Anlehnung an Niklas Luhmann ein zeitlich-sachlich-soziales Dimensionsschema konstruiert. Mit einer historisch-systematischen Inhaltsanalyse wird dann anhand von zwei Fallbeispielen (die Oppositionsbewegung in Polen 1980/81 und die Explosion im Gaskombinat Schwarze Pumpe 1982) der Informationsgehalt der verschiedenen politischen Ebenen sowie der Berichterstattung in vier Tageszeitungen untersucht und detailliert beschrieben. Auf Grundlage der Ergebnisse der Inhaltsanalysen werden zusammenfassend vier Muster extrahiert, die die Differenz zwischen Realität und Berichterstattung in der DDR beeinflussten: die realitätsgetreue Darstellung von Informationen, die geschönte Darstellung, das Weglassen von Informationen und das Verschleiern von Tatsachen. Abschließend kann resümiert werden, dass die Differenz bei innen- und außenpolitisch heiklen Themen am größten war.
Die Differenz zwischen Realität und Berichterstattung in der DDR
Eine Fallstudie zur Oppositionsbewegung in Polen 1980/81 und zur Havarie in dem Gaskombinat Schwarze Pumpe 1982