Durch das 2005 begangene ‚Gedankenjahr‘ rückte die österreichische Zeitgeschichte und damit auch der Nationalsozialismus kurzzeitig wieder stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Die Arbeit beschäftigt sich mit dem allgemeinen und journalistischen Umgang mit NS-Opfern in Österreich. Nach Kapiteln über die Situation der einzelnen Opfergruppen während der NS-Zeit, das KZ Mauthausen, die Entstehung der Opferthese nach 1945, die Entnazifizierung, Opferfürsorge, Restitution und Entschädigung sowie die schrittweise Abkehr vom Opfermythos im Anschluss an die ‚Waldheim-Affäre‘ 1986 folgt eine inhaltsanalytische Untersuchung anhand von 671 Artikeln in 14 Tageszeitungen aus Wien und Oberösterreich aus den Jahren 1955, 1995 und 2005. Durchgeführt wird diese vor dem theoretischen Hintergrund des journalistischen Rollenbildes als Anwalt der Benachteiligten und Kritiker von Missständen. Bezüglich der Ergebnisse sind große Unterschiede sowohl zwischen den einzelnen Jahren als auch zwischen verschiedenen Zeitungen erkennbar. Während 1955 einzig in den kommunistischen und sozialistischen Zeitungen Bemühungen zugunsten der (eigenen) NS-Opfer feststellbar sind, können sich 1995 und 2005 vor allem der ‚Standard‘, die ‚Presse‘, die ‚Wiener Zeitung‘ und in geringerem Ausmaß auch die ‚Oberösterreichischen Nachrichten‘ und der ‚Kurier‘ als Anwälte und Kritiker positionieren. Negativ zu bewerten sind die Leistungen der ‚Neuen Kronen-Zeitung‘, des ‚Neuen Volksblattes‘ (ÖVP) und des nicht mehr existenten Boulevardblattes ‚Täglich Alles‘.
Die Berichterstattung über die Opfer des Nationalsozialismus in Österreich
Eine inhaltsanalytische Untersuchung ausgewählter Tageszeitungen der Jahre 1955, 1995 und 2005