Auf Grundlage der funktional-strukturellen Systemtheorie sowie unter Einbezug ökonomischer Perspektiven geht die Arbeit der Frage nach, inwiefern die überregionale Qualitätspresse ihre Beobachterfunktion im Kontext der globalen Finanzkrise im Jahr 2008 wahrgenommen hat. Zentrale Aspekte der Untersuchung bilden Berichterstattungsmuster, Thematisierungs- und Vermittlungsleistung, Missstandswahrnehmung, Prognoseleistung, wirtschaftsjournalistische Varianten sowie die ökonomische Kontextualisierung der Berichterstattung.
Mittels einer standardisierten Inhaltsanalyse wurden journalistische Beiträge von SZ, FAZ und Handelsblatt anhand ausgewählter Ereignisse im Verlauf der Finanzkrise untersucht. Dabei wurden folgende zentrale Ergebnisse gewonnen: Für alle Zeitungen kann eine Intensivierung der Berichterstattung im Zeitverlauf, jedoch keine spezifisch-thematische Schwerpunktsetzung festgestellt werden. Die journalistische Vermittlungsleistung kann hinsichtlich der Untersuchungskriterien positiv beurteilt werden, wobei umfassende Erläuterungen relativ selten zum Einsatz kommen. Als dominantes Berichterstattungsmuster lässt sich der Informationsjournalismus mit einer starken Ereignisorientierung identifizieren. Die prognostische Leistung ist hinsichtlich der Dimensionen Ereignis und Medium heterogen. Gleiches gilt für die ökonomische Kontextualisierung sowie wirtschaftsjournalistische Varianten. Trotz einer intensiven Missstandswahrnehmung ist keine konsonante Anprangerung feststellbar.