transfer 12(1) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Die bedeutungsgenerierende Funktion ästhetischer Strukturen bei der Rezeption audiovisueller Medientexte

Zur Konstitution einer soziokulturell bedingten, von der Textstruktur geprägten Bedeutung in der Interaktion kognitiv autonomer Rezipienten mit audiovisuellen Medientexten.

In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, wie sich in der Rezeption audiovisueller Medienprodukte eine Bedeutung konstituiert. Die Medienprodukte werden als textuelle Strukturen, bestehend aus audiovisuellen Symbolen, die über ästhetische Qualitäten wirksam werden, konzipiert. Anhand eines rezeptionsästhetischen Ansatzes wird die Funktionalität der Appellhaftigkeit der Textstruktur und der Leerstellen des Textes für die Bedeutungskonstitution beschrieben. Im zweiten Kapitel der Arbeit werden zur Untersuchung der für die Bedeutungskonstitution funktionalen psychischen Prozesse der Rezipienten mehrere kognitionspsychologische Ansätze miteinander verglichen. Aus diesem Vergleich wird geschlossen, dass die Bedeutungskonstruktion durch die Repräsentation von Textstrukturen in kognitive Schemata anhand einer Korrespondenz zwischen Herstellungs- und Rezeptionskonventionen stattfindet. Im dritten Teil wird anhand einer Betrachtung konstruktivistischer Theorien untersucht, wie kognitiv autonome Individuen eine sozial orientierte Bedeutung konstruieren können. Als Fazit wird geklärt, warum – obwohl vom Medientext keine Bedeutung vorgegeben werden kann – die ästhetische Struktur der audiovisuellen Medientexte trotzdem für die Bedeutungskonstitution funktional ist und wie – obwohl die Bedeutung von kognitiv autonomen Individuen konstruiert wird – diese Bedeutungskonstruktion trotzdem nicht subjektiv willkürlich, sondern soziokulturell orientiert erfolgt.