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Deutsche Korrespondenten in China

Eine qualitative Kommunikatorstudie zu den Arbeitsbedingungen

China gewährt keine Pressefreiheit. Wie arbeiten also die Korrespondenten, die mit ihrer Berichterstattung das China-Bild in Deutschland maßgeblich prägen?
Auf Grundlage des Journalismusmodells von Esser und unter Berücksichtigung der Stellung des Korrespondenten in der internationalen Kommunikation wurde ein Modell für Einflussfaktoren in der Auslandsberichterstattung konstruiert. Den Schwerpunkt der Untersuchung bildet die Gesellschafts-Sphäre, unter die zum Beispiel rechtliche Rahmenbedingungen und Quellenzugang fallen. 20 von 28 Akkreditierten wurden im Sommer 2007 in China anhand von Leitfadeninterviews befragt.
Während die Arbeit chinesischer Journalisten uneingeschränkt staatlicher Zensur unterliegt, sind ausländische Journalisten davon nicht betroffen. Frei berichten können sie jedoch nicht: Die Behinderungen beginnen im Vorfeld, indem der Zugang zu Informationen erschwert wird. Wie drastisch die Eingriffsversuche sind, hängt davon ab, als wie sensibel ein Thema von chinesischer Seite betrachtet wird. Im Alltag, der in der Regel nicht von kritischen Recherchen bestimmt ist, spielen die Überwachung der Büros oder Befragung der Mitarbeiter durch die Staatssicherheit keine entscheidende Rolle. Auch die rechtlichen Voraussetzungen sind weniger einschränkend als angenommen. An deren Stelle treten jedoch zunehmend subtilere Maßnahmen – allen voran die Einschüchterung chinesischer Gesprächspartner und Mitarbeiter. Diese stelle die bedeutendste Arbeitsbehinderung dar.