Aufmerksame Leser deutscher und französischer Tageszeitungen werden Unterschiede in der Schreibweise der Journalisten beider Länder feststellen. Während französische Verfasser mehr Wert auf sprachliche Gestaltung zu legen scheinen, betonen ihre deutschen Kollegen eher den Inhalt.
Im ersten Teil untersucht die Arbeit deshalb, inwieweit die bisherige Literatur (u.a. in Inhaltsanalysen) diesen Eindruck bestätigt. Zunächst werden französische und deutsche Journalismustheorie und -lehre betrachtet und dann mit der journalistischen Praxis verglichen. Untersuchungsgegenstand ist die aktuelle politische Berichterstattung.
Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich mit den wichtigsten Einflussgrößen auf den Journalismus Frankreichs und Deutschlands. Angesprochen werden die Pressegeschichte, kulturelle Besonderheiten, die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die der Presse zugeschriebene gesellschaftliche Funktion, Medienpolitik und die Beziehung zwischen Akteuren aus Journalismus und Politik sowie das Rollenverständnis und Selbstbild der Journalisten dies- und jenseits des Rheins.
Die Arbeit stellt dar, dass die Unterschiede zwischen deutschem und französischem journalistischen Stil in erster Linie auf die unterschiedliche Presseentwicklung, insbesondere nach 1945, zurückgeführt werden kann. Dabei wird deutlich, dass die Determinanten in engem Zusammenhang stehen und interdependent sind. Ebenso wird deutlich, dass sich deutsche und französische journalistische Praxis immer mehr annähern.