Die Arbeit verfolgt das Thema Kernenergie anhand der von Luhmann konstatierten typischen Phasen eines Themas der Öffentlichen Meinung. Da das Thema Kernenergie politisch und sachlich komplex und von langen Entscheidungs-, Planungs- und Ausführungsprozessen begleitet ist, erfolgte die Einteilung in Phasen aufgrund herausragender Ereignisse. Die Erkenntnisse wiesen darauf hin, daß der ab 1994 entflammte ‚Streit um Castor‘ in der Terminologie Luhmanns als die ‚Wiedergeburt des Themas Kernenergie‘ bezeichnet werden kann. Auch eine Analyse der Berichterstattung der dpa zeigt, dass sich die Kernenergiethematik seit dem ersten Castor-Transport im Frühjahr 1995 stark auf die Castor-Kontroverse zugespitzt hat. Die Beschäftigung mit Luhmanns Arbeiten führt zu der Frage, ob sich die Theorie der Lebensgeschichte eines Themas auf die Presseberichterstattung übertragen lässt.
In Kapitel III wird diese These inhaltsanalytisch überprüft. Die Untersuchung umfasst die Berichterstattung in Frankfurter Rundschau, SZ, FAZ und Welt innerhalb von vier Jahren (1995 bis 1998), wobei jeweils diejenigen zwei Monate berücksichtigt werden, die Daten der umstrittenen Castor-Transporte einrahmen. Ausgewertet und dargestellt werden für jede Phase die formalen Aspekte (Zahl und Umfang der Berichterstattung, Hervorhebungen durch Überschrift und Vorspann, Produzenten und Stilformen) sowie die Analyse von Inhalten. Die Einflussrichtungen der verschiedenen Kommunikatoren in der Diskussion wurden durch eine Bewertungsanalyse ermittelt.
Der Streit um Castor
Zur Wiedergeburt des Themas Kernenergie