Um die Prävalenz von Übergewicht und damit assoziierte Krankheiten zu verringern, gibt es Bemühungen das Ernährungsverhalten der Bevölkerung zu verbessern. Zusammenfassende Nährwertkennzeichnungsmodelle (NWK-Modelle) auf der Vorderseite der Verpackung sollen Verbraucher*innen ermöglichen, Produkte schnell und einfach hinsichtlich ihrer Nährwertqualität zu vergleichen. Verschiedene Studien ergaben, dass der Nutri-Score, ein simples TrafficLight- System mit fünf Stufen, im Vergleich zu anderen NWK-Modellen attraktiv und leicht verständlich ist und eine hohe Effektivität verspricht. Inwiefern sich der Nutri-Score tatsächlich auf die Produktwahl auswirkt, ist jedoch noch unklar. Gewiss ist aber, dass viele Faktoren auf den Prozess der Label-Nutzung einwirken. Als ein wesentlicher Einflussfaktor wurde bereits das ernährungsbezogene Vorwissen identifiziert. Allerdings handelt es sich hierbei um ein multidimensionales Konstrukt, das unterschiedlich definiert und operationalisiert wird, weshalb sich kaum konkrete Handlungsempfehlungen für die Politik ableiten lassen.
In dieser Studie wird daher spezifisch das Vorwissen zum Label und dessen Einfluss auf die Label-Nutzung und Produktwahl untersucht. Darüber hinaus wurde die Label-Akzeptanz als Mediator des Effekts getestet. Hierzu wurde in einem Online-Experiment das Label-Wissen durch Informationen zum Nutri-Score manipuliert und die Produktwahl sowie die Label-Akzeptanz abgefragt. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Personen mit hohem Label-Wissen deutlich mehr am Label orientieren und dadurch ernährungsphysiologisch günstigere Produkte auswählen als Personen mit wenig Label-Wissen, wobei dieser Effekt nicht durch die Label-Akzeptanz mediiert wird. Basierend auf den Erkenntnissen plädiert diese Studie dafür, Verbraucher*innen mehr über den Nutri-Score zu informieren, um die Nutzung zu erhöhen.