Die Arbeit untersuchte, ob deutsche oder US-amerikanische überregionale Tageszeitungen transparenter berichten. Transparenz wurde als der Grad definiert, in dem für die Leser dokumentiert wird, woher Informationen stammen und wie sie das Medium erreichen.
In einer Inhaltsanalyse wurden insgesamt 283 Artikel der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, „Süddeutschen Zeitung“, „The New York Times“ und „The Washington Post“ untersucht. Die Untersuchung verknüpfte quantitative und qualitative Elemente. Dafür wurde ein Kategoriensystem mit Texttransparenz als Kernkategorie entwickelt.
Bei den nach formalen Kriterien (Aufmacher an bestimmten Erscheinungstagen) ausgewählten Artikeln hatten US-Zeitungen die höhere Transparenz: Beim Anteil an Informationen in Artikeln, für die eine Quelle angegeben war, beim Transparenzniveau dieser Informationen und bei der Quellenvielfalt.
Bei nach inhaltlichen Kriterien (gemeinsames Thema) ausgewählten Artikeln zeigte sich für alle Zeitungen eine niedrigere Transparenz. Zudem waren die Ergebnisse in Bezug auf eine Länder-Rangfolge uneinheitlich und je nach Transparenzaspekt verschieden. Zwei Parallelen zu Aufmachern ließen sich dennoch feststellen: Die transparenteste Berichterstattung hatte immer eine US-Zeitung, die intransparenteste stets ein deutsches Blatt.
Die Ergebnisse scheinen darauf hinzudeuten, dass es unterschiedliche Transparenzkulturen gibt und sich diese – zumindest vorerst – eher an Länder- und Sprachgrenzen als an Redaktionen festmachen lassen.
Der falsche Wilhelm
Ein Vergleich der journalistischen Transparenz ausgewählter
US-amerikanischer und deutscher überregionaler Tageszeitungen