transfer 13(4) » Medieninhalte

Der Fall Natascha Kampusch

Die ersten acht Jahre einer einzigartigen Themenkarriere

Diese Arbeit untersucht die Themenkarriere des „Falls Natascha Kampusch“ vom 2. März 1998 bis zum 22. August 2006 in den Tageszeitungen „Kronen Zeitung“, „Kurier“ und „Die Presse“. Wesentliche Erkenntnisse der durchgeführten Inhaltsanalyse sind:
Die Nähe zum Boulevard und der damit verbundene gattungsspezifisch unterschiedliche Nachrichtenwert ist für Anzahl, Umfang und Platzierung der Beiträge nicht alleine ausschlaggebend. Der Nachrichtenfaktor „Thematisierung“ kann als Einflussfaktor bestätigt werden. Die Berichterstattung führte im zeitlichen Abstand zum Jahr 1998 sukzessive zu einer Thematisierung von Inhalten, die nur indirekt mit dem eigentlichen Thema in Verbindung stehen. Nachrichtenwert wurde auch ähnlichen Ereignissen, wie etwa anderen Vermisstenfällen oder versuchten Entführungen, verliehen.
Der Fall machte im Laufe der 3.096 Tage eine Wandlung durch. Zu Beginn wurde das Thema vorwiegend als originäres Thema verstanden. Schon bald fand vor allem eine Re-Thematisierung durch die Medien statt. Im Laufe der Jahre dann erfolgte die Berichterstattung über ähnliche Fälle sowie eine zunehmende Ausweitung des Themas durch die Einbeziehung von Nebenaspekten als Folgeereignisse. Die Intensität der Berichterstattung ist nur zum Teil mit dem Zusammentreffen verschiedenster Nachrichtenfaktoren zu erklären. Die Fülle an Beiträgen (insgesamt 268) kam auch
durch die Verlängerung der Thematik durch das Aufgreifen von Subthemen zustande. Akteursorientierte Einflusskräfte auf die Nachrichtenauswahl spielten eine wichtige Rolle.