Können chinesische Blogger mit Internet-Tagebüchern die Zivilgesellschaft des Landes stärken? Die Wachstumsrate bei den Internetnutzern in China liegt seit Jahren im zweistelligen Bereich, die Zahl der Weblogs steigt ebenso stetig. Auf Weblogs wird eine breite Diskussion über gesellschaftspolitische Fragen geführt. Da die Kommunistische Partei Chinas die Bedeutung des Internets für die wirtschaftliche Entwicklung und die eigene Legitimation erkannt hat, investiert sie einerseits weiter in die digitiale Infrastruktur. Andererseits versucht sie, die unkontrollierte privatkommerzielle Ausbreitung durch das Sperren von Websites und besondere Auflagen an Betreiber von Blogs zu bremsen.
In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, wie Blogger mit drohender Zensur umgehen, welcher Stellenwert Interaktionsmöglichkeiten im Netz zukommt und wie die traditionelle Medienlandschaft sich durch Weblogs verändert hat. Dazu wurden Interviews mit chinesischen Bloggern geführt und Sekundärliteratur herangezogen, wo Seiten zwischenzeitlich gelöscht oder gesperrt worden sind.
Durch Blogs hat die chinesische Bevölkerung zum ersten Mal die Möglichkeit zur öffentlichen Artikulation einer Meinung. In der Blogosphäre kommen Forderungen nach Demokratie und Liberalisierung auf, die mit Mut und Kreativität bei der Sprachwahl geäußert werden. Da das Internet in China bisher jedoch überwiegend von einem gut ausgebildeten und urbanen Klientel genutzt wird und die Zahl der kritischen Blogger in Relation zur Gesamtzahl der Onliner gering ist, ist dieses Ergebnis nicht pauschal übertragbar.