transfer 4(4) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Der Einfluss parasozialer Interaktionen und Beziehungen auf die Rezeption von Fernsehnachrichten

Ausgehend vom Forschungsstand zu parasozialen Beziehungen (PSB) und einer eingehenden Betrachtung der Nachrichtenrezeptionsforschung befasst sich die Arbeit zum einen mit PSB zu TV-Nachrichtensprechern und ihrer Unterscheidung nach allgemeinen soziodemografischen und Nachrichtennutzungsdaten. Zum anderen wird der Einfluss von PSB auf Aspekte der Nachrichtenrezeption – eingeschätzte Wichtigkeit, ausgelöste Betroffenheit, Behalten, Bewertung der journalistischen Qualität – untersucht.
In einem Experiment sahen 31 Personen eine von Jan Hofer moderierte „Tagesschau“ und weitere 31 eine von Petra Gerster moderierte, bis auf den Anmoderationstext identische, „heute“-Sendung.
Die Ergebnisse zeigen in beiden Gruppen schwache PSB, die mit höherem Alter stärker sind, jedoch nicht von Bildungsgrad und TV-Nachrichtennutzung abhängen. Die PSB-Stärke korreliert nicht mit Wichtigkeit und Betroffenheit und nur tendenziell negativ mit dem Behalten. Allerdings bewerten Rezipienten mit stärkeren PSB die gesamte Sendung und den Moderator signifikant glaubwürdiger, seriöser und sachlicher.
Die theoretische Einordnung der Ergebnisse erfolgte anhand des „Modells der Alltagsrationalität“ (Brosius 1995): Rezipienten konfigurieren mit Hilfe von Schemata und Heuristiken Informationen während der Rezeption. Übrig bleiben eher allgemeine Eindrücke von den Themen, dem Geschehen sowie der gesamten Präsentation. Beeinflusst werden sie neben inhaltlichen, individuellen, gestalterischen Aspekten auch von parasozialen Beziehungen.