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Der Einfluss des Brexits auf den Großbritanniendiskurs

Eine Diskursanalyse von Artikeln der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

Der Brexit ist aus den täglichen Nachrichten nicht mehr wegzudenken. Er hat sich seit dem Referendum zu einem allgegenwärtigen Thema etabliert und prägt die Wahrnehmung Großbritanniens seit inzwischen mehr als drei Jahren. Was macht diese Entwicklung mit dem Bild, das wir hierzulande von Großbritannien haben? Fest steht, dass der Diskurs über Großbritannien, genau wie das Land selbst, einen Wandel erlebt. Daher galt es im Rahmen dieser Bachelorarbeit herauszufinden, welche Rolle der Brexit in dieser Entwicklung spielt. Mithilfe einer qualitativen kategoriengeleiteten Inhaltsanalyse wurden dazu Artikel über medienwirksame Ereignisse in Großbritannien untersucht – stets unter der Prämisse, der Brexit habe womöglich für Veränderungen in der Berichterstattung und demzufolge im Diskurs gesorgt. Stellvertretend für den gesamten Großbritanniendiskurs wurde eine Auswahl von Artikeln der zwei größten überregionalen Tageszeitungen Deutschlands, der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, zu neun Ereignissen im Zeitraum von 2012 bis 2019 untersucht.

Hat der Brexit also Einfluss auf den Großbritanniendiskurs genommen – und wenn ja, wie? Im Verlauf der analysierten Jahre lassen sich drei prägnante Entwicklungen im Diskurs feststellen, die auf den Brexit zurückzuführen sind. Zum einen die deutlich gesunkene Themenvielfalt innerhalb der Nachrichten zu Großbritannien, da inzwischen kaum noch Artikel existieren, in denen der Brexit nicht thematisiert wird. Darüber hinaus erlebt auch die Königsfamilie, als eines der markantesten Merkmale des Großbritanniendiskurses, eine Art Renaissance. Sie gilt in Zeiten von politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen im Land zunehmend als Garant für Stabilität und Sicherheit. Die dritte Entwicklung bezieht sich auf den Umgangston in den analysierten Artikeln. Betrachtet man den Tenor im Zeitverlauf der letzten Jahre, wird deutlich, dass sich Journalist*innen zunehmend kritisch äußern. Spitze Kommentare und sarkastische und zynische Bemerkungen in Richtung Vereinigtes Königreich prägen den Tenor zahlreicher Artikel. Diese Veränderungen führen zu der Entstehung eines völlig neuen Großbritanniendiskurses.