Die wichtigste Instanz, die Skandale aufdeckt, benennt und verbreitet, sind die Medien. Ob sich allerdings ein Thema zum Skandal entwickelt, ist zeitabhängig und variiert von Land zu Land. Ein spezifisch deutsches Thema, das immer wieder für Erregung sorgt, ist die Zeit des Nationalsozialismus. Befasst man sich über einen längeren Zeitraum mit der diesbezüglichen Berichterstattung, entsteht der Eindruck, dass die Medien desto stärker skandalisieren, je länger die Zeit zurückliegt. Das Erkenntnisinteresse der Arbeit war daher zu untersuchen, ob sich dieser Eindruck erhärten lässt. Um eine Zeitspanne zu erfassen, wurden drei Fälle betrachtet, die im Abstand von einigen Jahren in der deutschen Presse thematisiert wurden: die Nazi-Skandale um Globke (1963), Filbinger (1978) und Oettinger (2007). Mittels einer standardisierten Inhaltsanalyse wurde die Berichterstattung von vier Tageszeitungen über die Fälle quantitativ überprüft und analysiert. Dabei konnte die übergeordnete Forschungsfrage, ob sich die Darstellung im Laufe der Zeit verändert hat und ob diese tatsächlich stärker skandalisiert, bejaht werden. Die Ergebnisse ließen sich vor dem Hintergrund von Faktoren deuten, die zwischen einer normativen Funktion der Berichterstattung und dem bundesrepublikanischen Demokratisierungsprozess auf der einen Seite und einer zunehmenden Kommerzialisierung der Medien und dem verstärkten Kampf um Aufmerksamkeit durch Skandalisierungsstrategien auf der anderen Seite angesiedelt sind.
Der anpassungsfähige Hans
Die politischen Skandale um Hans Globke, Hans Filbinger und Günther Oetthinger in den Medien - Ein Vergleich