Anhänger der Kultivierungshypothese sehen seit den 1960er-Jahren im Fernsehkonsum den Ausgangspunkt für Überschätzungen und Fehlurteile zur Kriminalität und Gewalt in der Gesellschaft. Die Arbeit steht in dieser Forschungstradition, konzentriert sich aber auf einzelne Genres: Krimiserien und verbrechensbezogenes Reality-TV.
Dass Gewalt und Verbrechen viele Sendungen prägen, ist über die Jahre hinweg relativ konstant geblieben. Allerdings ist eine zunehmende Verschiebung von der Fiktion in die vermeintliche Realität zu erkennen. Daraus ergeben sich zwei brisante Aspekte: 1. Unterscheidet sich die Wirkung der Sendungen, die dem Publikum Realitätsnähe suggerieren, von den fiktiven Krimiserien? 2. Welchen Einfluss hat dabei die wahrgenommene Realitätsnähe? Die bisherigen Forschungsergebnisse zum wahrgenommenen Realitätsgrad liefern kein einheitliches Muster.
Mittels einer quantitativen Befragung möchte die Studie Licht ins Dunkel bringen. Dabei zeigt sich ein Deckeneffekt: Fahndungssendungen und Polizei-Doku-Soaps erreichen ihre Wirkung zwar tatsächlich aufgrund ihrer Wirklichkeitsnähe, aber ein individuell höherer wahrgenommener Realitätsgrad kann die Effektstärke nicht mehr steigern. Das fiktive Krimigenre zeigt dagegen, wenn überhaupt, nur Wirkung, wenn die Seher die Darstellung als authentisch empfinden.
Den Tätern auf der Spur
Zum Einfluss von wahrgenommener Realitätsnähe und persönlichen Erfahrungen auf genrespezifische Kultivierungseffekte durch Krimiserien und verbrechensbezogene Reality-Serien