Die Analyse konzentriert sich auf folgende Forschungsfragen: Warum haben sich Daily-Talks so erfolgreich etabliert? Warum waren und sind sie in Bezug auf gesellschaftliche Moral so umstritten? Haben die Daily-Talks tatsächlich, wie von vielen Kritikern unterstellt, negative Wirkungen speziell auf die Realitätsvorstellungen Jugendlicher?
Die meisten Daily-Talk-Formate sind mittlerweile Geschichte, dennoch handelt es sich um einen interessanten Untersuchungsgegenstand. Denn als eines der ersten Formate im deutschen Fernsehen weisen sie zentrale Grundschemata des „Affekt-Fernsehen“ auf, denen ihre „Nachkommen“ (Castingshows, Gerichtsshows, etc.) genauso folgen.
Rezeptionsmotive, Rezeptionshaltungen und Nutzertypen von Daily-Talks sowie die negativen Wirkungsvermutungen vor allem auf Jugendliche werden anhand folgender Forschungsprojekte untersucht: Die „Affektfernsehen-Studie“ von Bente & Fromm (1997), „Talkshows im Alltag von Jugendlichen“ von Paus-Haase et al. (1999) und das Intensiv-Experiment von Rössler & Brosius.
Die zentrale Einsicht aus der Analyse der Daily-Talks im deutschen Fernsehen besteht darin, dass dieses Angebot mit seiner Verknüpfung aus Inszenierung und Authentizität eine gewisse Verantwortung den Rezipienten gegenüber hat und eine soziale Funktion erfüllt. Die Vermutung einer potentiellen moralischen Desorientierung erweist sich als sehr unwahrscheinlich, jedoch konnten kultivierende Wirkungen von Daytime-Talks nachgewiesen werden.
Daytime-Talkshows im deutschen Fernsehen
Rezeption – Moral – Wirkungsvermutungen