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Das Private in der Politik

Eine empirische Analyse der Presseberichterstattung über die Kanzlergattin Doris Schröder-Köpf

Politiker ziehen zunehmend als Privatleute Aufmerksamkeit auf sich. Medien-Tratsch und -Klatsch machen auch vor ihnen nicht mehr halt – eine Privatisierung der Politik?
Nach der Diskussion von Personalisierung und Privatisierung in der Politik wird eine Analyse von Zeitungs-/Zeitschriftenartikeln (1997-2001) zu Doris Schröder-Köpf durchgeführt. Das Verhältnis von privaten und öffentlichen Themen wird mit einer Frame-Analyse untersucht. Anders als eine Inhaltsanalyse, die Artikel in einzelne Aussagen zerlegt, kann mit der Operationalisierung von Frames ein Thema im Zusammenhang betrachtet werden, und es lassen sich gewisse Muster in der Berichterstattung aufdecken. Eine Auswertung nach quantitativen (Zahl der Frames, Reihenfolge) als auch qualitativen Gesichtspunkten (private vs. öffentliche Themen) ist möglich.

Zentrale Ergebnisse:
* Auch ein ‚Qualitätsblatt‘ wie die Süddeutsche Zeitung beteiligt sich an Gerüchten um ‚Ehekrisen‘ und ‚Babydramen‘ Gerhard Schröders.
* Die Thematisierung von Privatem in der Öffentlichkeit ist aus Imagegründen von den politischen Akteuren durchaus gewünscht – zumindest bis zu einem gewissen Grad.
* Private Themen überwiegen öffentliche: Das Privatleben des Kanzlers scheint von Zeit zu Zeit wichtiger zu sein als sein politisches Handeln.
Fazit: Obwohl die viel diskutierte Aufhebung der Grenzen journalistischer Berichterstattung – der Tabubruch – übertrieben scheint, so ist eine Zunahme des Privaten in der Politik offensichtlich.