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Das mediale Bild der Kandidaten im französischen Wahlkampf

Die Arbeit untersucht die Darstellung von Nicolas Sarkozy und François Hollande in französischen Qualitätszeitungen während der letzten vier Wochen des Präsidentschaftswahlkampfes 2012. Die Arbeit fokussiert auf die Veränderungen in der Kandidatendarstellung und Themen. Mit dem ersten Wahlgang, zwei Wochen vor der Stichwahl, verändern sich mit der Verringerung von zehn auf zwei Kandidaten die Rahmenbedingungen für die Berichterstattung. In Anschluss an die News Bias Forschung werden auch Verzerrungen in der Sichtbarkeit und Bewertung der Kandidaten analysiert. Eine Inhaltsanalyse von 428 Berichten (bzw. 799 Kandidatenbezügen) aus Le Monde und Le Figaro ergibt, dass zum Ende des Wahlkampfes verstärkt über die Persönlichkeiten und Führungsmerkmale berichtet wird. Die Finalisten werden in Berichten vor allem aussichtsreichen Kandidaten gegenüber gestellt. So erfährt die rechtsextreme Kandidatin Le Pen nach ihrem Ausscheiden als drittstärkste Kandidatin im ersten Wahlgang deutlich mehr Beachtung. Im konservativen Le Figaro schlägt sich die redaktionelle Unterstützung für Sarkozy deutlich in der Gesamtberichterstattung nieder. Die liberale Le Monde berichtet insgesamt ausgewogener, auch wenn in editorialen Inhalten eine Favorisierung des Sozialisten vorliegt. Die Bewertung der Kandidaten verändert sich signifikant bei den Themen Wirtschaft und Europa. Ein varianzanalytisches Gesamtmodell zeigt zum Schluss, dass die Kandidatenbewertung jedoch vor allem vom Zeitungstitel abhängt. Dies bestätigt die unabhängige Rolle von Tageszeitungen bei der Darstellung der Kandidaten.