Ausgangspunkt der erzähltheoretischen Analyse des Coachingformats war die Beobachtung, dass es den Akt des Ratgebens in eine vom konkreten Problemfall unabhängige Erzählung einbindet. In der bisherigen Forschung fand diese kaum Beachtung. Dabei sind Erzählungen weit mehr als eine Form zur attraktiven Vermittlung von Inhalten: Je nachdem, welche Strukturen sie entwickeln, begründen, bestätigen oder kritisieren sie Vorstellungen von sozialer Ordnung. Die zentrale Forschungsfrage der Arbeit war deshalb, die Erzählstruktur der „Super Nanny“ sowie die durch diese vermittelten Vorstellungen von sozialer Ordnung zu beschreiben und die potenziellen sozialen Funktionen für den Zuschauer offenzulegen.
Die Funktion von Coachingformaten wie „Die Super Nanny“ gehen über die bloße Ratgeberfunktion weit hinaus. Indem die Erzählungen die Problemlösung/Krisenbewältigung in eine immer gleich strukturierte Erzählung mit einem guten Ende einbinden, vermitteln sie ein stereotypisiertes und verharmlosendes Bild von Problembewältigung. Die Krisenbewältigung geht stets mit der (Wieder-)Herstellung unserer gesellschaftlichen Vorstellung von sozialer Ordnung einher. Die „Super Nanny“-Erzählungen können als Verständigungsprozess gelten, in dem Vorstellungen über eine normgerechte Welt konstruiert, von den gecoachten Familien bestätigt und vom Zuschauer rezipiert werden. Dadurch bieten sie dem Zuschauer gerade im Kontext einer gesellschaftlichen Situation, in der ehemals gültige Werte und Normen an Verbindlichkeit verlieren, in besonderem Maße Orientierung an.
Das Krisenbewältigungsnarrativ Die Super Nanny
Eine narrationstheoretische Analyse des RTL-Coachingformats zur Aufdeckung seiner potenziellen sozialen Funktionen