Ende Februar 2020 erreicht der anhaltende Konflikt zwischen Fußballfans, -vereinen und -verbänden der deutschen Bundesliga einen neuen Höhepunkt. Der Auslöser: die Wiedereinführung der sogenannten Kollektivstrafe für Fans durch ein umstrittenes Urteil des DFB- Sportgerichts. Anschließend solidarisieren sich diverse Fangruppierungen, um auf die – aus ihrer Sicht – Missstände im System Profifußball aufmerksam zu machen. Wochenlang wird in renommierten Tageszeitungen, Fachzeitschriften und Fernsehprogrammen über den Konflikt berichtet.
Auf Grundlage der Diskurstheorie Paul-Michel Foucaults untersucht diese Abschlussarbeit die mediale Darstellung von Fußballfans, um herauszufinden, welche Wirklichkeiten durch die Akteure des deutschen Sportjournalismus konstruiert werden. Hierfür wurden über drei Wochen hinweg 48 Beiträge der sportjournalistischen Leitmedien Süddeutsche Zeitung, Der Kicker, BILD, SportBILD, Frankfurter Allgemeine Zeitung, ARD und ZDF analysiert und das diskursive Regelsystem dechiffriert. Dabei zeigt sich nicht nur, dass sich gesellschaftliche Machtverhältnisse in der Sportberichterstattung widerspiegeln, sondern auch, dass der moderne Sportjournalismus Vereinen und Verbänden dazu verhilft, der geäußerten Systemkritik auszuweichen und diese umzuleiten. Seiner Kritik- und Kontrollfunktion wird der Sportjournalismus unter diesen Umständen kaum gerecht. Die Erfüllung der öffentlichen Aufgabe der Medien scheint gefährdet.