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Bürgersprechstunde im Chat

Internetkommunikation zwischen Politikern und Wählern

Mit welchen Zielsetzungen diskutieren Politiker in Internet-Chats und welchen Stellenwert messen sie dieser Kommunikationsform zu?
Dies ist die zentrale Frage einer explorativen Arbeit, die sich auf Leitfadeninterviews mit deutschen Politikern stützt. Es werden Motive für den Chateinsatz identifiziert und für diese Zielsetzungen Prioritäten herausgearbeitet. Dabei spielen auch Unterschiede zwischen Bundes-, Landes- und Kommunalebene eine Rolle.
Die befragten Politiker schätzen Chats als taugliches Kommunikationsmittel für den sachlichen Wissensaustausch. Chats werden auch als niedrigschwelliges Zusatzinstrument gesehen, mit dem sich zwar nicht unmittelbar Wählerstimmen generieren lassen, mit dem jedoch Wähler allgemein aktiviert werden können. Als entscheidend für den Erfolg werden Rahmenbedingungen wie Moderation und Themenbindung angesehen, wobei die journalistische Moderation abgelehnt wird. Denn als wesentlich benennen Politiker die Möglichkeit sich unbearbeitet äußern zu können. In diesem Zusammenhang empfinden sie es auch als legitim, dass Anhänger abgesprochene Chatfragen einbringen.
Ambivalent sind die Politiker bei der Entscheidung, ob für sie die inhaltliche Qualität oder die Publikumsgröße im Vordergrund steht. Insgesamt bewerten Politiker Chats als ebenbürtig mit anderen Kommunikationsformen. Eine objektive Erfolgskontrolle der Chataktivitäten nehmen die Politiker jedoch nicht vor, vielmehr verlassen sie sich auf ihr subjektives Empfinden.