Blinde, die fernsehen – ein Widerspruch? Nutzung von Zeitungen und Zeitschriften nur durch Vorlesen? Die Mediennutzung von blinden Menschen ist für Normalsehende nur schwer vorstellbar. Dabei existiert für Blinde eine differenzierte ‚eigene Medienwelt‘: Bücher, Zeitungen und Zeitschriften in Braille-Schrift übersetzt oder auf Kassette vertont, Tageszeitungen und Zeitschriften, die auf Tonband, per E-Mail oder über die Telefonleitung verschickt werden, audiodeskriptive TV-Filme mit akustischen Bildbeschreibungen etc.
Die Arbeit rekonstruiert Mediennutzungsmotive blinder Rezipienten und schafft dadurch ein Bewusstsein für die Möglichkeiten und Grenzen der gruppenspezifischen Mediennutzung. Infolge des explorativen Potentials wurden Leitfadeninterviews mit blinden Menschen geführt. Die anschließende Motivexploration vollzog sich in der Tradition des Uses-and-Gratifications-Approach und verknüpfte diesen mit den Annahmen des Nutzenansatzes, der Cultural Studies und des Rosengren’schen Lebensstil-Konzepts.
Der daraus resultierende Motivkatalog erklärt, wie Blinde ihre Bedürfnisse durch das massenmediale und blindenspezifische Medienangebot befriedigen. Er bildet zudem die Grundlage für eine Typologie blinder Mediennutzer. Die Arbeit endet mit Hypothesen zur Mediennutzung von Blinden und Handlungsempfehlungen für die Praxis. Im Anhang findet sich eine Übersicht über das komplette Medienangebot für Blinde in Deutschland, die bis dato dem Blindenwesen fehlte.
Blinde und Medien
Eine qualitative Studie zur Mediennutzung und Medienbewertung