Seit jeher werden populäre Bildmedien – ob Film, Fernsehen, Video oder Computerspiele – für gesellschaftliche Probleme wie Kriminalität, Gewalt, Werteverlust und Manipulation verantwortlich gemacht. Staat, Wirtschaft und Kirche versuchen daher stets, Einfluss auf ihre Gestaltung zu nehmen. Am Beispiel von Comics werden die Ursachen und Auswirkungen von öffentlichen Auseinandersetzungen und darauf folgenden Zensureingriffen besonders deutlich: Bis heute ist das Medium durch mangelnde kulturelle Akzeptanz und stiefmütterliche Behandlung durch die Wissenschaft geprägt.
Ziel der Arbeit ist es, die immer wiederkehrenden Argumentationsmuster der Medienkritik zu verfolgen, die sich auf medienphilosophische Konzepte und teils fragwürdige Theorien der Medienwirkungsforschung stützen und in Verbindung mit zensorischen Maßnahmen oft an die ‚Bilderstürme‘ vergangener Jahrhunderte erinnern. Ausgehend von medienpolitischen, -ökonomischen und -rechtlichen Erwägungen werden die Formen und Motive von Zensur herausgearbeitet und ein Überblick über die institutionelle Kontrolle populär-visueller Medien in Deutschland und Österreich gegeben. Staatliche Kontrolle, Selbstkontrolleinrichtungen und Bürgerinitiativen bestimmten die Geschichte der Comics in den USA und Europa, von den ersten Zeitungsstrips über Superhelden- und Undergroundcomics bis zu Ralf König und Gerhard Haderer. Hier zeigt sich die Kontinuität einer Debatte, die immer wieder diffuse Eingriffe in die Meinungsfreiheit zur Folge hat.
Bilderstürme ohne Ende?
Kritik und Zensur von populären visuellen Medien am Beispiel von Comics