Um Europa häufiger in den Medien zu platzieren, suchen EU-Institutionen heute intensiv nach Wegen zu einer besseren Außendarstellung. Das Europäische Parlament (EP) reagierte im September 2005 mit der Umgestaltung seiner Internet-Site, die auf einem neuen Konzept von Pressearbeit basiert. Erstmalig sollen darin die national organisierten Medienöffentlichkeiten in Europa berücksichtigt werden, indem Pressetexte in Thema, Inhalt und Form an die unterschiedlichen Journalismuskulturen angepasst werden.
Die Arbeit erfasst exploratorisch die neuen Strukturen, Konzepte, Akteure und Inhalte der amtlichen Pressearbeit des EP im Internet. Am Beispiel der Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch wird aufgezeigt, wie sie auf die journalistische Vielfalt in Europa eingeht. Dies wurde mittels qualitativer Leitfadeninterviews mit Mitarbeitern des EP realisiert. Eine quantitative Inhaltsanalyse von Pressetexten diente der Vertiefung der Resultate aus der qualitativen Erhebung. Die Analysen ergaben, dass das innovative Konzept des EP den Bedürfnissen der national geprägten Medienöffentlichkeiten in Europa entgegenkommt. Es bildet einen guten Ansatz zur Verbesserung der EU-Kommunikation. Allerdings zeigt die Arbeit auch, dass die Idee von einer transkulturellen Kommunikation nur halbherzig umgesetzt wurde. Die EP-Internetseite berücksichtigt die unterschiedlichen Journalismuskulturen nur zeitweise und es fehlt an adäquat ausgebildeten Mitarbeitern.
Aufbruch aus Babylon
Ein neuer Versuch der EU-Kommunikation: Kulturelle Vielfalt in der Online-Pressearbeit des Europäischen Parlaments