Die Prekarisierung ist ein längerfristiges Problem im Journalismus, welches im Zuge des technologischen Wandels und der daraufhin folgenden Zeitungskrise aufkam. Darüber hinaus verschärft sich die Lage der JournalistInnen aufgrund der aktuellen Corona-Krise zusätzlich. In der Bachelorarbeit wird die Berichterstattung über die Prekarisierung der journalistischen Arbeit in fachspezifischen und General-Interest-Medien untersucht. Die untergeordneten Forschungsfragen beschäftigen sich mit den Ursachen, der Beschreibung, den Auswirkungen und den Verbesserungsmöglichkeiten der Prekarisierung.
Im Zentrum der Untersuchung steht die Erforschung von journalistischen Frames, die zur Konstruktion der Medienwirklichkeit beitragen, und die Reflexion der eigenen Branche. Als Methode wurde eine qualitative Inhaltsanalyse gewählt. Untersucht wurden 58 Artikel im Zeitraum von Januar 2008 bis Mai 2020 aus folgenden fachspezifischen und -übergreifenden Medien: Süddeutsche Zeitung (SZ), Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), Spiegel Online, Menschen Machen Medien (MMM), Medien & Kommunikationswissenschaft (M&K) und Journalistik. Die Daten wurden mittels eines induktiv und deduktiv entwickelten Kategoriensystems erhoben.
Die Analyse ergab einige Unterschiede zwischen General-Interest- und fachspezifischen Medien. Die Ursachen der Prekarisierung werden in den Publikumsmedien ausführlicher behandelt. Generell wurden am häufigsten ökonomische Zwänge, die organisatorische Umstrukturierungen nach sich ziehen, als Ursache für die Prekarisierung angeführt. Fachspezifische Medien beschreiben die Prekarisierung jedoch detaillierter. Besonders umfassend thematisiert MMM die reproduktiv-materielle und die rechtlich-institutionelle Dimension. General-Interest-Medien widmen sich hingegen mehr der Status- und Anerkennungsdimension der Prekarisierung. Die Auswirkungen wie auch die Verbesserungsmöglichkeiten der Prekarisierung werden wiederum häufiger und tiefgehender in der Fachpublizistik thematisiert. JournalistInnen scheinen ihren Interessenkonflikt in den Publikumsmedien, vor allem bei der SZ und FAZ, zu vermeiden, indem sie weniger über die Prekarisierung und die Arbeitsbedingungen im Journalismus, stattdessen mehr über den generellen Medienwandel berichten. MMM wird hingegen von ver.di betrieben und bringt publizistische Eigeninteressen in die Berichterstattung mit ein, da vor allem tarifliche und gewerkschaftliche Angelegenheiten in den Fokus gerückt werden. In den Journals konnte man generell nur wenige Artikel speziell zur Prekarisierung finden, was darauf hinweist, dass die wissenschaftliche Forschung zur Prekarisierung noch nicht ausgereift ist. Die Thematik wird, wie auch in den Publikumsmedien, bis auf einige Ausnahmen eher im Sinne eines generellen Medienwandels aufgegriffen.