Die Polaroidkamera, der Gameboy, die Schallplatte: All das sind Medien, die an vergangene Jahrzehnte erinnern. Schließlich kamen Sofortbildkamera und Vinyl-Schallplatte schon vor etwa 70 Jahren, der erste Gameboy vor knapp 30 Jahren auf den Markt. Doch bei genauerer Betrachtung der heutigen Medienlandschaft stellt sich die Frage, ob diese Medien tatsächlich der Vergangenheit angehören. Heutzutage erscheinen die teils vor Jahrzehnten bereits totgesagten Medien wieder zunehmend präsenter in unserem von digitalen Medien durchdrungenen Alltag.
Die vorliegende Masterarbeit untersucht zum einen die Beweggründe hinter einer Rückbesinnung oder dem bewussten Festhalten an analogen Medien in einer digitalen Welt, die aus technischer Sicht nur noch wenig Wünsche offen lässt. Bei der Untersuchung eines solchen Medienhandelns rückt das Phänomen Nostalgie in den Blick der Forschung. Denn Medien, die aus früheren Zeiten stammen, können gewissermaßen als Vermittler der Vergangenheit dienen. Das Mediengerät selbst oder die Inhalte, die es vermittelt, sind mit Erinnerungen an die Lebensumstände verknüpft, in denen es damals genutzt wurde. Die nostalgische Erinnerung an vergangene Zeiten, in der ein Medium im Alltag noch präsent war, scheint bei der Entstehung und Erklärung eines möglichen ‚Retro-Trends‘ zentral. Damit werden gleichzeitig Fragen zum Medien- und Gesellschaftswandel aufgeworfen: Denn welche Veränderungen führen möglicherweise dazu, dass Menschen frühere Medien in ihrem heutigen Alltag wieder vermissen, oder sich über diese an frühere Zeiten erinnern möchten? Die Arbeit geht dementsprechend zum anderen der Frage nach, welche Rolle die Mediatisierung des Alltags und der Gesellschaft im Hinblick auf die Entstehung von (Medien)Nostalgie und den Umgang mit Wandel spielt.
Methodisch wurde sich diesen Fragestellungen mittels eines qualitativen Vorgehens angenähert: Im Rahmen von fünf Gruppendiskussionen wurden mögliche Mediennostalgiker*innen befragt, die sich im Alltag über ihre intensive Nutzung des Schallplattenspielers oder der Analogkamera vergemeinschaften. Zu den Entstehungskontexten und Funktionen von Mediennostalgie konnte herausgearbeitet werden, dass die Befragten bei digitalen Medien insbesondere die Authentizität, Zeitlosigkeit und Gültigkeit vermissen, und analogen Medientechnologien zudem eine entschleunigende Funktion im Alltag zuschreiben. Hinsichtlich des Zusammenhangs von Mediennostalgie und Medienwandel konnte aufgezeigt werden, dass bei den Diskussionsteilnehmer*innen verschiedene Bewältigungsstrategien existieren, um mit Prozessen des Wandels umzugehen. Diese bestehen in dem Entfliehen in eine langsamere oder einfachere Zeit, einer Reduktion auf das Wesentliche oder einer Abkopplung von digitalen Abhängigkeiten durch den bewussten Rückgriff auf analoge Medientechnologien.