transfer 9(4) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Analog ist besser?

Eine empirische Untersuchung der Konsumenten von Vinyl-Schallplatten unter besonderer Berücksichtigung ihrer Nutzungsmotive

Ziel dieser Studie war es, Nutzungsmotive zu ermitteln, die heute aus Rezipientensicht beim Kauf von Vinyl-Schallplatten eine Rolle spielen. Zu diesem Zweck wurde eine standardisierte, schriftliche Befragung von Vinyl-Käufern durchgeführt, die eine nicht-repräsentative Stichprobe von 217 Befragten generierte.

Es zeigte sich, dass Schallplatten über den Musikkonsum hinaus weiteren ästhetischen, sozialpsychologischen und praktischen Nutzen haben. In der Gesamtbetrachtung werden vor allem ästhetische Qualitäten (Optik, Klang), die große Angebotsvielfalt sowie die Möglichkeit, Schallplatten zum ‚Mixen und Scratchen‘ zu benutzen, als wesentliche Vorteile wahrgenommen.
Bei einer detaillierten Analyse konnten folgende sechs ‚Motiv-Typen‘ identifiziert werden:
1. die eingeschworenen Sammler
2. die desinteressierten Klangliebhaber
3. die systemkritischen Secondhand-Käufer
4. die nostalgischen Traditionalisten
5. die aufgeschlossenen Audiophilen
6. die modernen Querdenker
Die Verschiedenartigkeit der unterschiedlichen Nutzergruppen zeigt, dass Schallplattenkonsumenten nicht als homogene Masse zu verstehen sind. Stattdessen verfolgen sie mit dem Kauf von Vinyl zum Teil sehr unterschiedliche Motive. Diese stehen in einem engen wechselseitigen Zusammenhang mit weiteren Merkmalen, wie zum Beispiel dem Kauf- und Nutzungsverhalten oder der Aufgeschlossenheit gegenüber technischen Innovationen.