transfer 12(4) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Alte sehen

Eine empirische Analyse zur Bedeutung von fiktionalen Altersbildern im Fernsehen für das Selbstbild älterer Rezipienten.

Angesichts des demografischen Wandels und der Mediatisierung unserer Gesellschaft gewinnt Forschung zu älteren Menschen und Medien zunehmend an Relevanz. Das Fernsehen ist ein wichtiges Medium für ältere Menschen und bietet die Möglichkeit zu sozialen Vergleichen mit Medienpersonen. Vor diesem Hintergrund untersucht die vorliegende Arbeit, welche Bedeutung die von älteren Rezipienten in fiktionalen Fernsehsendungen wahrgenommenen Altersbilder für ihr Altersselbstbild haben. Dazu wurde eine standardisierte, schriftliche Befragung von 125 Menschen zwischen 60 und 91 Jahren im Raum Hannover durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass Alter, Einkommen und Selbstbild der Rezipienten beeinflussen, inwieweit sie sich an Altersbildern orientieren. Insgesamt wird das Altersbild in fiktionalen Sendungen eher positiv bewertet, vor allem je mehr ältere Menschen wahrgenommen werden und je stärker die Orientierung an diesen Bildern ist. Deutlich wird der Wunsch nach negativen Altersthemen in fiktionalen Angeboten. Zudem deuten die Ergebnisse an, dass Zusammenhänge zwischen Selbst- und Fremdbild von den Fernsehnutzungsmotiven sowie von der Fernsehnutzung abhängig sind. Die Ergebnisse untermauern bisherige Erkenntnisse und unterstreichen den Bedarf an weiterer Forschung sowie die Forderung nach differenzierteren Altersbildern im fiktionalen Unterhaltungsangebot.