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Alles nach (Marken)schema F?

Eine experimentelle Studie zur Qualitätsbewertung von Nachrichten unterschiedlicher Medienmarken unter Berücksichtigung des Medienmarkenschemas Consumer-based Brand Equity

Die Studie widmet sich der Frage, welche Bedeutung Medienmarken bei der Qualitätsbewertung von journalistischen Nachrichten durch Rezipierende zukommt. Es wird postuliert, dass kognitive Medienmarkenschemata die Informationsverarbeitung von Nachrichten steuern und vereinfachen. Bisherige Studien belegen, dass die Positionierung als Qualitäts- bzw. Boulevardmedium die subjektive Qualitätsbewertung beeinflusst, ohne im Detail zu berücksichtigen, dass die Markenwahrnehmung zwischen Rezipierenden variiert.

In einem 2×3-Online-Experiment bewerten 469 Personen einen Nachrichtenartikel mit unterschiedlicher Qualität (hoch/niedrig) und Medienmarke (Süddeutsche Zeitung/Bild-Zeitung/Kontrollgruppe) hinsichtlich verschiedener Qualitätsdimensionen. Die Wahrnehmung der Medienmarkenschemata findet mittels der kognitionspsychologischen Consumer-based Brand Equity (CBBE) Berücksichtigung.

Varianzanalytisch wird gezeigt, dass die Qualitätsurteile der Rezipierenden in hohen Maßen auf die tatsächliche Artikelqualität zurückzuführen sind. Wenn auch etwas schwächer, zeigt sich zudem ein starker Haupteffekt der Medienmarke. Die Boulevardmarke wird gegenüber der Qualitätsmarke und der Kontrollmarke abgewertet, die Qualitätsmarke jedoch nicht gegenüber der Kontrollmarke aufgewertet. Mediationsanalysen bestätigen, dass der Einfluss der unterschiedlichen Medienmarken auf die subjektiven Qualitätsurteile vollständig über das CBBE vermittelt wird. Jedoch moderiert ein klar positives bzw. klar negatives CBBE nicht den Einfluss der tatsächlichen Artikelqualität auf die subjektiven Qualitätsurteile.

Diese Studie schließt mit ihren Ergebnissen an die bestehenden Forschungsergebnisse an. Sie erweitert die Forschung um die neuen Erkenntnisse zur Vermittlerrolle des Medienmarkenschemas CBBE, auf die die direkten Markeneffekte zurückzuführen sind. Daneben liefert die Arbeit zahlreiche weitere Anknüpfungspunkte für die Forschung und die Medienpraxis.