Zu einem wichtigen Feld der Kommunikationswissenschaft hat sich unter anderem aus der politischen Debatte heraus bereits in den 1970er Jahren der Bereich Medien und Migration entwickelt. Diese Arbeit widmet sich der Aktiv-Passiv-Bilanz der Berichte über Migranten. Diese Fragen stehen dabei im Fokus: Welchen Einfluss hat die aktive oder passive Mediendarstellung von Akteuren auf deren Wahrnehmung durch den Rezipienten? Kommen Migranten als aktive oder passive Akteure in den Medien vor?
Als Basis der Analyse dient der sozialpsychologische Ansatz des Semantischen Differentials von Osgood et al. (1957): Aktivität mit der Polarität Passivität gilt hier als einer von drei wichtigen Faktoren der Personenwahrnehmung. So erweist er sich als grundlegend für implizite Persönlichkeitstheorien, die die Basis für Wahrnehmung und Bewertung von Personen darstellen.
Die Literaturanalyse zeigt, dass die passive Darstellung von Migranten in der Berichterstattung die aktive überwiegt, auch wenn Migranten inzwischen etwas öfter in einer aktiven Rolle dargestellt werden. Medien können durch eine passive Darstellung von Migranten die Wahrnehmung beim Rezipienten auf dieser Ebene beeinflussen und je nach Kontext einseitige Bewertungen unterstützen. In Verbindung mit Annahmen aus dem sozialpsychologischen Feld der Personenwahrnehmung durch implizite Persönlichkeitstheorien, verspricht die Analyse der Linie Passivität-Aktivität in der Berichterstattung interessante Ergebnisse für die weitere Forschung.