transfer 15(1) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Akkulturation und Medien

Eine empirische Untersuchung zum Einfluss von Akkulturation auf das Mediennutzungsverhalten von Migranten

Akkulturation ist der Prozess der Aneignung neuer kultureller Umwelten. Insbesondere Migranten sind herausgefordert, sich im Spannungsfeld zwischen Heimat- und Ankunftskultur zu verorten. Die Studie fokussiert darauf, inwieweit Akkulturation zur Erklärung der Mediennutzung von Migranten beitragen kann. Die theoretische Basis ist interdisziplinär: sie verbindet psychologische Akkulturation, soziale Integration, die Integrationsfunktion der Massenmedien sowie Annahmen des Nutzen- und Belohnungsansatzes mit dem zentralen Konzept der Akkulturationsorientierungen nach Berry.
Die Online-Befragung erfasste u.a. Daten zur Migration, Sprache, Akkulturation und Mediennutzung. Die multikulturelle Stichprobe wurde mittels der Faktoren kulturelle Identifikation und soziale Interaktion in drei Akkulturationstypen gruppiert. Die Typen unterscheiden sich neben den Orientierungen an Deutschland bzw. dem Herkunftsland v.a. im Sprachgebrauch und der sprachgebundenen Mediennutzung.
Es zeigt sich u.a., dass bei hoher Deutschlandorientierung häufiger deutsche Medien genutzt werden. Eine hohe Identifikation mit dem Herkunftsland begünstigt dagegen eine stärkere Nutzung von Fernsehen und Zeitungen aus dem Herkunftsland. Die gleichzeitige Betrachtung von Herkunfts- und Deutschlandorientierung belegt zudem assimilative und integrative Mediennutzungsstrategien.
Akkulturationsorientierungen stellen folglich eine interessante Bereicherung der Mediennutzungsforschung zu Migranten dar.