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Abschied vom Europa-Pathos: Wie deutsche Tageszeitungen über die Europäische Union berichten

Eine inhaltsanalytische Untersuchung über den Zusammenhang von politischer Öffentlichkeit und Medienberichterstattung

Im theoretischen Teil der Arbeit werden die Möglichkeiten und Chancen einer europäischen Öffentlichkeit aufgezeigt und die Rolle der Medien und der Journalismen in Europa diskutiert. Ein Forschungsüberblick stellt die Schwierigkeiten, Inhalte und Urteile der Europaberichterstattung vor.
Weil die Literatur davon ausgeht, dass eine Europäisierung der massenmedialen politischen Öffentlichkeit zunächst über die nationalen Öffentlichkeiten und die nationalen Medienprodukte stattfinden muss, untersucht die Arbeit die deutsche Medienberichterstattung über die Staatengemeinschaft.
Gegenstand der Analyse ist demnach die Berichterstattung in deutschen Tageszeitungen. Um Aussagen über verschiedene Zeitungstypen treffen zu können, wurden eine überregionale, eine regionale und eine Boulevardzeitung sechs Wochen lang untersucht. In die Bewertung gingen 440 Artikel ein.
Die Inhaltsanalyse kommt zu dem Schluss, dass der Grad der Europäisierung, der durch die Medienberichterstattung deutlich wird, höher eingeschätzt werden muss, als dies die einschlägigen Studien nahe legen. Deutlich wird auch, dass neben ökonomischen Aspekten der politische Integrationsprozess an Bedeutung gewinnt. Durch Befragungen von Journalisten in der Mutterredaktion und Korrespondenten in Brüssel wird diese Einschätzung bestätigt: Die Redakteure sind einhellig der Meinung, dass die Nachfrage nach Berichten über die EU merklich gestiegen sei und sich dieser Trend verstärken wird.