Als Folge des personalisierten Wahlkampfs legen Politiker ihr Privatleben offen. Die Grundthese dieser Arbeit geht davon aus, dass auch Referenzen zur Populärkultur aufgebaut oder inszeniert werden, um die Kandidatenbeurteilung beim Wähler zu beeinflussen. Wie bisherige Studien zeigten, trifft das Elektorat Wahlentscheidungen häufig anhand einer heuristischen oder peripheren Route in Zwei-Prozess-Modellen der Sozialpsychologie. Nicht nur die reine Politikerkompetenz, auch vermenschlichende Einschätzungen der Sympathie oder Volksnähe führen zu einem Votum.
In einer experimentellen Befragung (N=131) erhielten Teilnehmer fingierte Interviewausschnitte, in denen sich ein Politiker auf TV-Serien bezieht. Die anschließende Kandidatenevaluation zeigte, dass die Kompetenzbewertung bei Nennung einer Serie mit offensichtlich politischem Inhalt („House Of Cards“) höher ausfällt als bei Nennung einer unpolitischen Serie („Game Of Thrones“). Die höchste Kompetenzeinschätzung erfolgte bei einem Politiker ohne Popkultur-Verweis. Auch wurde die Kompetenz als wahlleitende Dimension der Kandidatenentscheidung identifiziert. Stichhaltige Auswirkungen auf die Evaluation von Sympathie oder Volksnähe des Politikers blieben aus.
Pop-Politiker
Heuristische und verzerrte Politikerbeurteilung