Die komparative Journalismusforschung stellt immer wieder Unterschiede im Bereich der Nachrichtenpräsentation und der Medienaussagen verschiedener Länder fest. Die Ergebnisse solcher Studien sind dabei meist deskriptiver Natur, während es bisher an befriedigenden Erklärungsansätzen mangelt. In der Fachliteratur werden divergierende Journalismuskulturen als mögliche Ursache für die konstatierten Unterschiede diskutiert, doch ist auch ein Einfluss der gesamtgesellschaftlichen Kultur wahrscheinlich. In dieser Arbeit wird versucht, den Zusammenhang zwischen der Nachrichtenselektion und Kultur bzw. journalistischer Kultur mit Hilfe einer komparativen Inhaltsanalyse zu klären. Die Nachrichtenwerttheorie stellt dabei die theoretische und methodische Basis dar. Zur Differenzierung von Kulturen wird auf die Kulturtheoretischen Ansätze von Edward T. Hall und Geert Hofstede zurückgegriffen. Im Bereich der journalistischen Kulturen orientiert sich die Arbeit an der Differenzierung der Mediensystemmodelle nach Hallin und Mancini.
Der Vergleich der Berichterstattung in den drei untersuchten Ländern offenbarte Unterschiede hinsichtlich des Einsatzes und der Bedeutung der Nachrichtenfaktoren. Die auf Basis des Forschungsstandes der komparativen Kulturwissenschaft entwickelten Hypothesen zu kulturellen Einflüssen auf die Wirkung der Nachrichtenfaktoren in der Berichterstattung konnten allerdings nicht bestätigt werden. Die Ergebnisse lassen jedoch nicht darauf schließen, dass hier kein Zusammenhang besteht, sondern deuten vielmehr auf weiteren Forschungsbedarf in diesem Bereich hin.