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Medialisierung unabhängiger Regulierungsbehörden?

Eine theoretische Analyse der Medialisierbarkeit unabhängiger Regulierungsbehörden in einem akteursbezogenen Institutionalismusansatz

Die Autoren analysieren die handlungsrelevanten Reaktionen unabhängiger Regulierungsbehörden auf die Entwicklung der Massenmedien zu allgegenwärtigen gesellschaftlichen Beobachtungsinstrumenten (Medialisierungsthese). Hierfür wird ein Analysemodell entwickelt, das eine Kompatibilitätsprüfung der Institutionen ‚Medien’ und ‚Regulierung’ ermöglicht. Unter Verwendung medien- und kommunikationswissenschaftlicher sowie regulierungstheoretischer Ansätze werden daraus mögliche Handlungsstrategien unabhängiger Regulierungsbehörden abgeleitet und in vier empirisch überprüfbaren Thesen zusammengefasst: Erstens nutzen unabhängige Regulierungsbehörden die Medien vermehrt als Beobachtungs- und Kommunikationsinstrument (Medienrollenthese). Zweitens wird diese Nutzung professionalisiert und verstärkt mit den zentralen internen Entscheidungsinstanzen koordiniert (Professionalisierungsthese). Drittens versuchen sie medial induzierte Probleme zunehmend über öffentlichkeitswirksame Kommunikationsstrategien zu lösen, wodurch sie in eine mediale Abhängigkeit geraten können (Media Captivity These). Um medial induzierte Probleme proaktiv zu verhindern, bilden sie viertens spezifische nicht-öffentliche Bereiche aus. Dies ermöglicht eine bilaterale Lösungsfindung mit den regulierten Akteuren, birgt jedoch die Gefahr einer Vereinnahmung durch die Regulierten (Regulatory Capture These). Ausblickend bewerten die Autoren auch die Hervorbringung unabhängiger Regulierungsbehörden als Medialisierungseffekt.