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Selbstthematisierung in konzerneigenen Medien

Vergleichende Inhaltsanalyse zum Einfluss ökonomischer Verlagsinteressen auf Berichterstattung am Beispiel der Übernahme der ProSiebenSat.1 Media AG durch den Springer-Verlag

Ausgangspunkt ist die Frage, ob sich ökonomische Verlagsinteressen in der redaktionellen Berichterstattung über Medienthemen entgegen journalistischer Qualitätsstandards niederschlagen. Am Beispiel der Anfang 2006 gescheiterten Übernahme der ProSiebenSat.1 Media AG durch den Axel Springer Verlag wird untersucht, ob verlagseigene Medien für eigene Zwecke instrumentalisiert werden. Dazu wird die Berichterstattung in je drei Springer- und Konkurrenzzeitungen mit – wahrscheinlich – gegenläufigen ökonomischen Interessen bezüglich der Übernahme vergleichend inhaltsanalytisch untersucht und auf die Einhaltung publizistischer Qualitätsnormen hin überprüft.

Beim Vergleich der beiden Gruppen wurden systematische Unterschiede in der Darstellung und Bewertung der Übernahme festgestellt. In den Springer-Medien erfährt sie grundsätzlich weniger Aufmerksamkeit und wird oberflächlich sachlicher, neutraler und weniger argumentierend dargestellt. Auf der Ebene der Bewertung zeigt sich jedoch, dass Springer-Medien entsprechend ihrer Interessen die Übernahme signifikant positiver bewerten als die anderen Zeitungen. Beide Gruppen nutzen gezielt Argumente, die die eigene Position stützen. Insbesondere Springer setzt hierfür ‚opportune Zeugen‘ ein. Es zeigt sich somit eine mit den zuvor identifizierten ökonomischen Interessen konforme Konflikthaltung in der Berichterstattung.