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Schöne neue Welt der Recherche

Eine Befragung von IT- und Wirtschaftsjournalisten zu ihrem Rechercheverhalten im Zeitalter des Internets

Gute Recherche bildet das Fundament für kompetente Berichterstattung und ist damit ein essentieller Teil journalistischer Arbeit. Die technischen Recherche-Möglichkeiten sind heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, besser denn je. Das Internet erleichtert die Suche nach Informationen. Doch in vielen Redaktionen gibt es weniger Journalisten als die Jahre zuvor, es fehlt an Zeit und Geld für aufwändige Recherchen.
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit sich journalistisches Rechercheverhalten durch die Nutzung des Internets wirklich verändert hat.
In qualitativen Interviews mit IT- und Wirtschaftsjournalisten sowie einer standardisierten Online-Befragung wurde untersucht, aus welchen Quellen Journalisten ihre Informationen beziehen, wie diese bewertet, verifiziert, verarbeitet und schließlich archiviert werden.
Es zeigte sich, dass das Internet inzwischen alle anderen Recherchequellen hinter sich gelassen hat, und Journalisten auch kaum Vorbehalte betreffend der Glaubwürdigkeit der online recherchierten Informationen zeigen – solange die Quelle an sich als vertrauenswürdig gilt. Zumindest rund 80 Prozent überprüfen aber Informationen mittels Gegencheck aus einer zweiten, unabhängigen Quelle. Die befragten Journalisten gaben an, heute eigenständiger und effektiver recherchieren zu können als in Zeiten vor dem Internet. Informationen auf Papier werden schneller und häufiger vernichtet als elektronische.