Der Niederschlag des Wiener Ringstraßenbaus in der zeitgenössischen Presse ist das Thema der Arbeit. Im Speziellen wurden Tendenz und Plazierung von Architekturkritik untersucht. Grundlage war die Annahme, dass das städtebauliche Großprojekt in der bürgerlich-liberalen ‚Neuen Freien Presse‘, vor allem in deren aufwendigen Feuilletonteil, aufmerksam verfolgt wurde. Außerdem wurde von einem großen Einfluss äußerer Ereignisse auf Intensität und Ausrichtung der Berichterstattung ausgegangen.
Als Untersuchungsgegenstand dienten alle Artikel der NFP der Jahre 1864 bis 1890, die über das Opernhaus, das Parlament und die Universität erschienen sind. Diese Artikel wurden inhaltsanalytisch untersucht – quantitativ und qualitativ. Dabei stellte sich heraus, dass es spezifische Auslöser und Verstärker für die Kommunikation des Themas ‚Architektur‘ in der Tagespresse des 19. Jahrhunderts gab. Es wurde jedoch widerlegt, dass Architektur nur Thema des Feuilletons war. Im Gegenteil, in allen Sparten der Zeitung beschäftigte man sich damit, am häufigsten in kurzen Notizen. Sachliche oder neutrale Auseinandersetzung mit den Kunstwerken fand ebenso breiten Raum wie subjektive Kritik. Die spätere Nutzung des Gebäudes hatte Einfluss auf Form, Stil und Ort der Auseinandersetzung in der Zeitung. Schließlich muss kritisch angemerkt werden, dass Architekturkritik bisher einseitig erforscht wurde, indem man sich bei der Untersuchung zu sehr auf den Kulturteil der jeweiligen Medien beschränkte.
Der Bau der Ringstraße als mediales Ereignis
Publizistische Aufarbeitung der Wiener Stadtentwicklung in den Jahren 1864 bis 1890 in der „Neuen Freien Presse“